Meine Position

Hier versuche ich eine verkürzte Sicht darauf darzustellen, wie eine Psychotherapie aussehen könnte, die sensibel mit den Aspekten Geschlecht und Sexualität umgeht. 

Ich bemühe mich um eine möglichst leitliniengerechte, wissenschaftliche, aufgeklärte, verantwortungsvolle und offene Arbeitsweise. Ich versuche mich stets weiterzubilden und mit aktuellen Diskursen auseinanderzusetzen, um meine Arbeit kritisch reflektieren und verbessern zu können. Ich profitiere dabei vom Austausch mit meiner privaten und beruflichen Community, unter anderem dem Arbeitskreis für geschlechtersensible Beratung und Therapie, den ich 2023 mit Kolleg*innen gegründet habe und leite (www.agbt.work) sowie durch meine Mitgliedschaft im Fachverband für queere Menschen in der Psychologie e.V. (www.vlsp.de/). Ich verstehe, aus welchen Gründen ein privates oder politisches Interesse an der Offenbarung meiner geschlechtlichen oder sexuellen Identität bestehen kann, gebe darüber jedoch nur selbstbestimmt im privaten Bereich Auskunft oder anlassbezogen in den Sitzungen.

Wie verstehe ich Geschlecht und Sexualität? 

Ich betrachte Geschlecht und Sexualität als ein Spektrum vieler „normaler“ Variationen und plädiere für deren gleichwertige Anerkennung und Wertschätzung. Ich befürworte die Idee des „doing gender“ und sehe die geschlechtliche und sexuelle Identität als sozial konstruiert, performativ, multifaktoriell und fluide. Ich bin der Auffassung, dass nur die Menschen selbst Auskunft über ihre geschlechtliche und sexuelle Identität geben können und diese nicht von außen festgelegt werden kann und darf. Ich stelle „Vergeschlechtlichung“ von Körpermerkmalen, Emotionen und Verhaltensweisen kritisch infrage. Da sie eine Einschränkung natürlicher Wege des Ausdrucks und der Verarbeitung psychischer und interaktioneller Prozesse darstellen, halte ich sie für moralisch fragwürdig und potentiell schädlich.

Für wen ist geschlechtersensible Psychotherapie gedacht, wer kann von ihr profitieren?

Aufgrund von Minoritätenstress sind diskriminierte / marginalisierte Personen und Gruppen wie LSBTQIA* hinsichtlich psychischer Gesundheit besonders vulnerabel und für sie ist eine geschlechtersensible Therapie aus meiner Sicht essentiell. Ich bin jedoch der Überzeugung, dass auch Menschen mit "traditioneller"/ normentsprechender Identität von der Vielfalt an Perspektiven nur profitieren können, die heute im Diskurs verfügbar sind.